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29.11.2023 von Béatrice Koch

Mit vielfältigem Engagement gegen den Personalnotstand

Die gemeinnützige Stiftung Solina betreibt in Spiez und Steffisburg drei Langzeitpflege­institutionen ­sowie 100 Wohnungen mit Zusatzdienstleistungen. Im Kampf gegen den Fach­kräftemangel engagiert sich die Stiftung stark für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Die ­Alternative Bank Schweiz unterstützt Solina seit zehn Jahren als Hypothekenpartnerin.


Beitrag der ABS
Artikel in Thema Knappheit

Die Stiftung Solina ist eine vorbildliche Arbeitgeberin. Das sagt nicht nur ihr Geschäftsführer Patric Bhend. Das sagen vor allem diejenigen der 690 Mitarbeitenden, die der Stiftung in einer Um­frage so gute Noten gaben, dass sie 2022 mit dem zwölften Rang beim Swiss Arbeitgeber Award ausgezeichnet und damit zu den attraktivsten Firmen im Kanton Bern gewählt wurde. Diese Auszeichnung sei die Folge ­einer vorausschauenden Strategie des Stiftungsrats, der die Personalknappheit bereits vor zehn Jahren als grösste Herausforderung in der Langzeitpflege definiert hatte, erklärt Bhend. «Seit 2014 ist deshalb das Personalmanagement in der Geschäftsleitung vertreten.» In den vergangenen Jahren habe man zudem einen «riesigen Strauss an ­Massnahmen» gebündelt, um die Wertschätzung für die Mitarbeitenden auszudrücken und gute neue Fachkräfte zu gewinnen: So bewilligt die Stiftung grosszügig Weiter­bildungen, bietet gute Sozialleistungen und beteiligt die Mitarbeitenden am Gewinn, ­wobei eine Lernende oder ein Lernender den gleichen Betrag erhält wie der Geschäftsführer. Sie offeriert der Belegschaft kostenlose Heissgetränke, organisiert regelmässig Personalausflüge und investierte in attraktive Personalräume. Das Unternehmen definiert sich als familienfreundlicher Betrieb, verfügt an zwei Standorten über extern betriebene Kindertagesstätten und gewährt einen sechswöchigen Vaterschaftsurlaub. Diese – nicht abschliessende – Liste zeigt: Solina lässt sich die Zufriedenheit der Mitarbeitenden etwas kosten. Das Ziel sei es, langfristig eine ehrliche und wertschätzende Firmenkultur zu schaffen. Denn: «Unsere knapp 700 zufriedenen Mitarbeitenden sind die besten Botschafterinnen und Botschafter, die ein positives Bild nach aussen tragen», sagt Bhend. 


Die Stiftung Solina engagiert sich sehr für die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden und hat im Kampf gegen den Fachkräftemangel einen Strauss an Massnahmen gebündelt.

Mitarbeitende sollen nicht ausbrennen 
Aktuell verfügt Solina über 510 Vollzeitstellen, davon entfallen 336 auf die Pflege, ­Betreuung und Aktivierung. «Damit liegen wir aktuell 16 Vollzeitstellen über dem Soll, das der Kanton für die Betreuung vorschreibt», sagt Bhend. Diese an sich gute Nachricht müsse aber relativiert werden: «In einzelnen Teams kommt es immer wieder zu Vakanzen, die oft nicht nahtlos mit quali­fizierten Fachkräften besetzt werden können.» Gefüllt werden die Lücken mit temporären Arbeitskräften. Das verursacht Mehrkosten und führt wegen der ­häufigen Ein- und Austritte zu Unruhe im Team und bei den Bewohnerinnen und ­Bewohnern. Um den Anteil an Temporär­kräften zu reduzieren, habe man im Bereich der Pflege einen Personalpool mit etwa zehn Festangestellten gebildet, die flexibel in den ver­schiedenen Teams eingesetzt werden. Und als gemeinnützige, nicht gewinn­orientierte Stiftung verzichte Solina auch mal darauf, ein Pflegebett zu besetzen, wenn zu wenig Personal verfügbar sei: «Wir möchten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ausbrennen lassen.» 
Selbst eine vorbildliche Arbeitgeberin wie Solina ist also vor dem Pflegenotstand nicht gefeit. «Vor ein paar Jahren war es schwierig, studierte Pflegefachkräfte anzuwerben. Heute fehlt das Personal aber auch auf den Stufen Fachangestellte Gesundheit (FaGe) und Pflegeassistenz», führt Bhend aus. Die Gründe sind vielfältig, und nicht alle kann der Betrieb beeinflussen: Die Arbeit in der Langzeitpflege ist psychisch und physisch anstrengend, Schichtarbeit zunehmend unbeliebt, die Entlöhnung im Vergleich zu den Spitälern tiefer. Ausserdem ist die Zahl der Ausbildungsplätze beschränkt, und auch die Ausbildung selbst trägt laut Bhend dazu bei, falsche Erwartungen zu schüren: «Sie ­fokussiert auf Akutpflege, während bei uns anstelle von Medizinaltechnik zum Beispiel eher kommunikative Fähigkeiten im Umgang mit Menschen mit Demenz gefragt sind.» Das führe manchmal dazu, dass neue Mitarbeitende enttäuscht seien, weil sie das Gelernte nicht anwenden können. Die Personalknappheit betreffe aber beileibe nicht mehr einzig die Pflege, sondern auch Gastronomie und Hauswirtschaft: «Der Markt ist seit der Corona-Pandemie sehr dynamisch, 
und es ist schwierig, genügend qualifizierte Menschen zu erreichen.» Bei Solina setzt man bei der Personalsuche stark auf Social Media:«Der Grossteil der Bewerberinnen und Bewerber wird über soziale Medien oder persönliche Empfehlungen auf uns aufmerksam.» Ein Stelleninserat zu schalten, ­reiche heute nicht mehr, ist Bhend überzeugt. 


Ein Ort, an dem gelebt wird

Die Stiftung Solina betreibt drei Alters- und Pflegeheime in Spiez und Steffisburg mit ­aktuell 389 Plätzen. Das Angebot reicht von der klassischen Geriatrie bis zur Betreuung von Demenzkranken sowie älteren Menschen mit komplexen psychischen Erkrankungen, Suchtproblemen und geistigen ­sowie körperlichen Einschränkungen. Zusätzlich bietet die Stiftung etwa 100 betreute Wohnungen an für Menschen, die selbstständig leben und bei Bedarf Zusatzleistungen wie Mahlzeiten- oder Reinigungsdienst in Anspruch nehmen möchten. Die Institutionen seien offene Häuser, sagt Bhend. So finden an allen Standorten öffentliche Anlässe wie Konzerte und Vor­träge ­für Menschen aus allen Altersschichten statt. «Wir sind ein Ort, an dem nicht nur ­gestorben, sondern vor allem gelebt wird.» 
Für die Finanzierung der Hypotheken setzt Solina seit zehn Jahren auf die Alternative Bank Schweiz. «Die ABS übernimmt 55 Prozent unserer Fremdfinanzierung und ist damit unsere Hauptfinanzierungspart­nerin», erklärt Bhend. Für die ABS habe man sich entschieden, weil die Bank einerseits für einen Betrieb dieser Grösse attraktive ­Kon­ditionen anbiete und andererseits ähnliche soziale und gemeinnützige Werte ­vertrete. «Die Zusammenarbeit verläuft sehr partnerschaftlich», lobt Bhend.


Patric Bhend, Geschäftsführer Solina
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