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18.09.2019 von Katrin Wohlwend

Auf den Weg gebracht

Wie wird man eigentlich soziale Bankerin oder ökologischer Banker? Eine eigene Berufsausbildung gibt es dafür nicht. Die Summer Schools des Institute for Social Banking unterstützen die ABS in der not­wendigen Personalentwicklung.


Beitrag der ABS
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Die Gastgeberin der Summer School 2019 war die Freie Gemeinschaftsbank in Basel. Foto: Stephan Münnich
Es ist nicht nur das Geschäftsmodell, das die Alternative Bank Schweiz (ABS) ausmacht. Ebenso wichtig sind die Mitarbeitenden der Bank. Ausschluss- und Förderkriterien im Anlage- und ­Kreditgeschäft können lediglich − einem ­Gesetz vergleichbar − den Rahmen für die Geschäfts­tätigkeit abstecken. Lebendig und konkret wird alles erst durch die ­Menschen, die in der ABS arbeiten, durch deren Urteile und Handlungen. Sie über­setzen die Richtlinien und Werte ins konkrete Tagesgeschäft und bestimmen damit, wie sich die Bank entwickelt. Daher sind ­Personalrekrutierung und -entwicklung für die ABS von existenzieller Bedeutung, ­stellen die Bank aber zugleich vor eine grosse Herausforderung: Es gibt keine Berufsausbildung für nachhaltiges Banking, in der man den Umgang mit ­Werten lernen ­könnte, wie er bei der ABS nötig ist. Genau hier bietet die jährliche ­internationale ­Summer School des Institute for Social Banking (ISB) eine wichtige ­Unterstützung.

Nicht um jeden Preis

Die Summer School ist ein fünftägiges ­Training, das sich vor allem an neue ­Mitarbeitende von sozial-ökologischen ­Banken richtet. Und sie auf den Weg bringt − in ­einer Intensität, die im Rahmen der normalen Einarbeitung bei der ABS nicht möglich wäre. Als eine «Impfung» beschreibt Yvonne Steffen, Verantwortliche für die Entwicklung des Bereichs Finanzieren bei der ABS, die Summer School im Juni 2019 in Basel (siehe Kasten unten): «Und diese Impfung braucht es auch, wenn man wie ich aus dem konventionellen Banking kommt.»
Yvonne Steffen, Verantwortliche für die Entwicklung des Bereichs Finanzieren bei der ABS
Wie sich das in der eigenen ­Arbeit auswirkt, beschreibt sie an einem ­aktuellen Beispiel: «Unser IT-Partner sprach mich auf Digitalisierungsprozesse in der ABS an, insbesondere in Form von Online-Hypotheken. Diese wären im ­Interesse der Effizienz allenfalls wün­schenswert. Aber das Prüfen von Werten lässt sich schlecht automatisieren», sagt Yvonne Steffen. «Man darf nicht der Versuchung erliegen, es sich zu leicht zu machen. Effizienz ja, aber nicht um jeden Preis. Vor der Summer School hätte ich diese ­Diskussion vermutlich noch anders geführt.»

Türöffner für werteorientiertes Banking

Für Monika Gilgen-Keller war die Summer School ein «Türöffner» für die Welt des ­wertebasierten Bankings. Nach über 20 Jahren Berufserfahrung bei konventionellen Banken arbeitet sie seit Januar 2019 als An­lageberaterin im Zürcher Team der ABS. ­Bewusst entschied sie sich für den Wechsel zu einer sozial-ökologischen Bank, die zu ­ihrer eigenen Werteorientierung passt. «Dennoch hatte ich ein eher eingeschränktes Verständnis davon», erklärt Monika ­Gilgen-Keller. Dieses sei dadurch geprägt worden, was Mainstream-Banken unter ­nachhaltigen Geldanlagen verstehen. «Die vertiefte Auseinandersetzung, was Banken zugunsten unserer Gesellschaft und Umwelt erreichen können, habe ich bei konventionellen Banken nicht erlebt», erinnert sich die ABS-Mitarbeiterin. «Ich bin begeistert vom Potenzial sozial-ökologischer Banken, das die Summer School vermittelt hat.»
Monika Gilgen-Keller, Anlageberaterin bei der ABS. Foto: zVg
Für Monika Gilgen-Keller bot die Summer School des ISB die Gelegenheit, sich mit ­Kolleginnen und Kollegen aus anderen werteorientierten Banken vertieft über das «­Zurückgehen auf die ‹root causes›» (sinngemäss: den Grundauftrag für die Gesellschaft) auszutauschen: «Dieser Perspektivenwechsel, von den ‹root causes› her zu denken, ­inspiriert mich in meinem Arbeits­alltag zurück in der ABS.»

Die Summer School 2019

Bereits zum zwölften Mal führte das ­Institute for Social Banking (ISB) im Juni seine internationale Summer School rund ums werte­orientierte Banking durch. Gastgeberin war die Freie Gemeinschaftsbank in Basel.
58 Teilnehmende aus 20 verschiedenen Ländern erhielten in Vorträgen Inputs und tauschten Wissen und Erfahrung aus. Die jährlichen Summer Schools des ISB richten sich vor allem an neue Mitarbeitende von ­so­zial-ökologischen Banken.

Rückblick des ISB auf die Summer School 2019
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