764
16.06.2021 von Muriel Raemy

Investieren und Desinvestieren für das Klima

Kurznachricht in Thema autofrei
Immer mehr Investorinnen und Investoren üben Druck auf Unternehmen aus, um sie zu einem Ausstieg aus den fossilen Energien zu bewegen. Mit dem gleichen Ziel engagieren sich NGOs und Investorennetzwerke: Sie nutzen die Instrumente, die ihnen als Inhaber von Aktien und Obligationen zur Ver­fügung stehen, um mit den von ihnen finanzierten Unter­nehmen in einen Dialog zu treten. Ein Beispiel sind die Share­holders for Change, ein Netzwerk, dem auch die Alternative Bank Schweiz angehört. Die Shareholders for Change nutzen den Ansatz der Mitsprache (Say on Climate): Die Mitglieder nehmen an Generalversammlungen teil, vertreten sich gegenseitig oder richten sich mit ihren Fragen direkt an die Ver­waltungsräte und das Management.

Denselben Ansatz verfolgen zwei NGOs, die kürzlich ermutigende Erfolge erzielt haben: Unter dem Druck von ShareAction und FollowThis wurden die britische Bank Barclays, die massiv zur Finanzierung fossiler Energien beiträgt, aber auch die Ölkonzerne BP, Shell, Chevron und Equinor sowie die Bergbauunternehmen BHP und Rio Tinto mit Aktionärsbeschlüssen für mehr Klimaschutz konfrontiert. Ebenfalls im Visier der Organisationen war ExxonMobil. Das Unternehmen wurde gezwungen, seinen Verwaltungsrat um zwei Mitglieder zu erweitern, die seine Klimapolitik entschiedener vorwärtsbringen sollen. 

Ein weiteres Investorennetzwerk ist Climate Action 100+. Die darin zusammengeschlossenen internationalen Investorinnen und Investoren von Glencore, Moody’s und ­Unilever haben erreicht, dass die Unternehmen 2021 einen Klimabericht vorlegen müssen. Die Stiftung Ethos, die Climate Action 100+ angehört, hat sich intensiv mit dem Verwaltungsrat von Nestlé ausgetauscht, der den Aktionär­innen und Aktionären am 15. April 2021 schliesslich freiwillig seinen Klima­bericht zur Abstimmung vorlegte. LafargeHolcim sollte seine dies­bezügliche Entscheidung nächstens mitteilen. Jetzt geht es darum, den Druck auf die Verwaltungsräte aufrecht­zuerhalten, damit die Bemühungen von Dauer sind: Das Ziel ist, dass die Unternehmen jedes Jahr einen Bericht über die ­erzielten Fortschritte publizieren und vor allem klar ihre Strategie darlegen, wie sie die Klimaneutralität erreichen wollen.
Kurznachricht ausdrucken
Verwandte Artikel

Die Nationalbank redet den Klimawandel klein

Die Klimaerhitzung könnte zu einer Finanzkrise führen, die schlimmer wird als die von 2008, warnt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in einer Studie und fordert die Zentral­banken zu einem Strategiewechsel auf. Die Schweizerische Nationalbank investiert trotzdem weiterhin kräftig in Ölfirmen. 
19.06.2020 von Stefan Boss

Die Klimakrise kommt in der Finanzwelt an

Beitrag der ABS
Dank der Klimabewegung findet «netto null» auch in der konventionellen Finanzwelt Resonanz. Doch die Herausforderungen sind gross, wie Ende Februar in Bern eine Konferenz der ABS und des WWF Schweiz aufzeigte. Viele traditionelle Geldhäuser geben den Schwarzen Peter an die Kundschaft oder den Regulator weiter, statt selbst die Initiative zu ergreifen.
19.06.2020 von Pieter Poldervaart