autofrei

Nur eine umweltschonende Mobilität ist zukunftstauglich.
Aber wie gelingt die Abkehr vom Auto?

Illustrationen: Claudine Etter

Moneta #2-2021
Editorial

Die Zukunft ist autofrei

Bis 2050 will die Schweiz klimaneutral sein, also nicht mehr CO2 ausstossen, als der Atmosphäre auf natürliche oder technische Weise wieder entzogen werden können. Wie wir dieses sogenannte Netto-null-Ziel erreichen wollen, ist nach der Ablehnung des neuen CO2-Gesetzes in der Volksabstimmung vom 13. Juni 2021 völlig unklar. Offensichtlich ist aber, dass es ohne eine grundsätzliche Umgestaltung des Verkehrssektors nicht gehen wird. Denn dieser verursacht hierzulande 32 Prozent der CO2-Emissionen; drei Viertel davon stammen vom privaten Autoverkehr. Trotz steigender Absatzzahlen von Elektro-Autos – auch deren Herstellung und Betrieb verursachen CO2-Emissionen – führt deshalb mittelfristig kein Weg an einer massiven Reduktion des motorisierten Privatverkehrs vorbei.

Das ist kein einfacher Weg, die Widerstände dagegen sind riesig. Gross und umfassend ist aber auch der Gewinn: Nicht allein wegen des dringend notwendigen Klimaschutzes, wir erhalten auch die einmalige Chance, unsere Umgebung neu zu gestalten. 

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Heute wird der öffentliche Raum vielerorts von Autos dominiert. Die Verkehrsinfrastruktur nimmt rund ein Drittel der schweizerischen Siedlungsfläche ein; davon sind 90 Prozent Strassen und Autobahnen. Ohne Autos entstünden auf einer riesigen Fläche neue Nutzungsmöglichkeiten. Als Erstes könnte die umweltschonende Mobilität davon profitieren: Trottoirs und Velowege bekämen mehr Platz und würden sicherer und attraktiver, öffentliche Verkehrsmittel blieben nicht mehr im Stau stecken. Wer zu Fuss, mit dem Velo oder im öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs ist, braucht aber nur einen Bruchteil des Platzes, den ein Auto beansprucht. Deshalb könnten frei werdende Strassenflächen auch anderweitig verwendet werden. In einem Land mit kaum noch vorhandenen Raumreserven ein Geschenk! Wie es dereinst genutzt werden soll, ist eine offene Frage. Antworten zu finden, wird spannend und zukunftsweisend sein. Denkbar ist vieles: von Wohnungen über Grün­flächen und Freizeitanlagen bis zu Spielplätzen und vielem mehr.

Dieser Veränderungsprozess findet mancherorts bereits statt, beispielsweise in Städten wie Paris oder Barcelona, die sich weitgehend vom Autoverkehr befreien wollen. Hierzulande ist es die Regierung von Lausanne, die am ehrgeizigsten eine umweltschonende Mobilität anstrebt: Bis 2030 will sie Autos mit Verbrennungsmotoren aus der Stadt verbannen und den gesamten motorisierten Individualverkehr um die Hälfte reduzieren. Wie das gelingen kann, lesen Sie unter ­anderem in dieser moneta.

Katharina Wehrli,
Redaktionsleiterin

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