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14.03.2022 von Rico Travella

« Kreislaufwirtschaft beginnt beim Design »

Der weltweite Verbrauch an natürlichen Ressourcen hat sich seit 1970 mehr als verdreifacht und nimmt weiter zu. Aktuell werden nur 8,6 Prozent ­davon dem ­Kreislauf ­wieder zugeführt, und jährlich enden über 90 Milliarden Tonnen als Abfall. Die Schweiz steht mit ihren 80 bis 90 Millionen Tonnen nicht  besser da. Wollen wir das ändern, müssen wir beim Design ansetzen, ­sagen Sarra Ganouchi und David Büsser von Reform. Sie befassen sich mit strate­gischem Design und nachhaltiger Entwicklung. Rico Travella, Leiter Marketing und Kommunikation der ABS, hat mit ihnen gesprochen.


Beitrag der ABS
Artikel in Thema bauen. wohnen. klima.
David Büsser und Sarra Ganouchi von Reform befassen sich mit strategischem Design und nachhaltiger Entwicklung.

Was stimmt euch zuversichtlich, dass künftig mehr Ressourcen im Kreislauf genutzt werden?
Es wächst ein neues Bewusstsein und ­eine Generation heran, die ein verändertes Konsumverhalten aufweist und ­damit die Unternehmen fordert. Auch die Politik ist in Bewegung und setzt neue Leitplanken, die für das Exportland Schweiz von zentraler Bedeutung sind. 

Welche Chancen bietet die Kreislaufwirtschaft den Unternehmen?
Neben vielversprechenden sozialen und ökologischen Vorteilen bietet die Kreislaufwirtschaft gemäss dem Whitepaper «Circularity As The New Normal» Schweizer Unternehmen ein Potenzial im Wert von mehreren Milliarden Franken. 

Wo steht die Schweiz mit der Trans­formation in die Kreislaufwirtschaft?
Erst 8 bis 12 Prozent der Unternehmen ­beschäftigen sich substanziell mit der Transformation. Es wird in der Schweiz zu wenig beachtet, dass Kreislaufwirtschaft eine Wettbewerbsstrategie ist, wenn sich wichtige natürliche Ressourcen (weiter) verknappen.

Was müsste passieren, damit sich diese Haltung ändert?
Unternehmen sollten umdenken und sich gezielter mit ihren bisherigen Geschäftsmodellen sowie den Chancen der Kreislaufwirtschaft auseinandersetzen.

Welche Chancen sind das konkret?
Die Umstellung auf neue, zirkuläre ­Geschäftsmodelle bietet Unternehmen die Möglichkeit, Kosten zu senken, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen, neue politische Vorgaben zu erfüllen und die Anforderungen von Investorinnen und Investoren, Kundschaft und Mitarbeitenden zu erfüllen. Unternehmen können sich im Wettbewerb differenzieren und 
ihre Marke stärken. Die Ausrichtung auf einen sinnstiftenden Zweck wird künftig darüber bestimmen, für welches Unternehmen sich Talente entscheiden. Produkte und Dienstleistungen einzig für die Nutzerinnen und Nutzer zu entwerfen, ist nicht genug.

Wo sollten Unternehmen ansetzen?
Kreislaufwirtschaft beginnt beim Design. «Circular Design» ist ein wichtiger Treiber für kreislauffähige Innovationen und ­Geschäftsmodelle. In der Entwurfsphase eines Produkts oder einer Dienstleistung werden alle wichtigen Entscheidungen getroffen, wie die Materialien beschafft, die Produkte gestaltet und während ­ihres gesamten Lebenszyklus behandelt werden. Laut der europäischen Öko­design-Forschung werden 80 Prozent der Umweltauswirkungen eines Produkts in der Designphase definiert. In jeder Phase des Designprozesses müssen sowohl die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer als auch die systemischen Implika­tionen berücksichtigt werden. Führende Organisationen, die sich ihrer Auswir­kungen ­bewusst sind und einen positiven Wandel vollziehen wollen, setzen auf ­Design für Zirkularität. Sie denken systemisch und achten auf die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft.

Reform ist ein Studio für strategisches Design und nachhaltige Entwicklung, das Schweizer ­Unternehmen in der zukunftsfähigen Weiterentwicklung ihres Kerngeschäfts sowie im Innovations­management unterstützt. Das Unternehmen ist Teil der Bewegung Circular Economy Switzerland, des Programms Swiss Triple Impact und B-Corp-zertifiziert; damit erfüllt Reform nachweislich die höchsten Standards für Sozial- und Umweltverträglichkeit, rechtliche Unternehmensverantwortung und öffentliche Transparenz.
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