Der Unterschied ist frappant: Männer, die eine höhere Fachschule abgeschlossen haben, verdienen im Durchschnitt 18 Prozent mehr als Frauen mit der gleichen Ausbildung. Dies bei gleicher Erfahrung, gleicher Leistung, gleicher Funktion und gleichem Alter. Und das im Jahr 2016. Zu diesem Schluss kommt eine Erhebung des Verbands der Absolventen höherer Fachschulen (Odec). Sie ist nur die aktuellste von vielen Studien, die seit Jahren immer wieder aufzeigen, dass Frauen nach wie vor weniger verdienen als Männer. Dies obwohl in der Bundesverfassung seit 1981 der Grundsatz «Gleicher Lohn für gleiche Arbeit» festgeschrieben ist. Wenn es um die Frage geht, wie diese Differenz überwunden werden kann, wird regelmässig Lohntransparenz ins Spiel gebracht. Beispielsweise verlangt eine aktuelle Motion der Baselbieter Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer, Unternehmen per Gesetz zur Lohntransparenz zu verpflichten. Denn so sei das Prinzip der Lohngerechtigkeit in der Privatwirtschaft leichter durchzusetzen. Was Leutenegger Oberholzer will, macht die Alternative Bank Schweiz (ABS) seit ihrer Gründung: Sie setzt auf Lohntransparenz und veröffentlicht im Betrieb die individuellen Löhne der Mitarbeitenden. Aber kann Lohntransparenz tatsächlich zu mehr Lohngerechtigkeit führen?