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09.12.2020 von Muriel Raemy

Schweizer Finanzplatz allerhöchstens hellgrün

Kurznachricht in Thema Umwelt im Recht
Der Schweizer Finanzplatz verspricht viel und hält wenig. Gemäss einer im November veröffentlichten Studie des Bundesamts für Umwelt (BAFU) besteht eine Kluft zwischen den erklärten Klimastrategien der Finanz­institute und der tatsächlichen Klimafreundlichkeit ihrer Investitionen. 179 Akteure der Finanzbranche haben ihre Portfolios freiwillig einem Klimaverträglichkeitstest des BAFU unterzogen. Das Ergebnis: Die Teilnehmenden haben zwar mehr Klimamassnahmen ergriffen, doch 80 ­Prozent halten nach wie vor Anlagen in der Erdöl- und Kohleförderung. Ihre Investitionen in Energie aus fos­silen Quellen sind immer noch viermal höher als jene in erneuerbare Energien. Und ein ESG-Label garantiert gemäss der Studie noch lange keine erhöhte Klimafreundlichkeit.
Die Umweltschutzorganisationen haben umgehend auf die Studienergebnisse reagiert: Laut WWF Schweiz müssen die Finanzakteure messbare Klimastrategien fest­legen und an­wenden, damit sie mit ihren Anlagen das Netto-null-Ziel erreichen. Die Klima-Allianz und Greenpeace fordern, dass an die Stelle des bisherigen Laisser-faire eine aktive Steuerung tritt und Finanzinstitute verpflichtet werden, die von ihnen finanzierten Treibhausgasemissionen offenzulegen. Die Schweizerische Bankiervereinigung hat indessen eingeräumt, dass man noch weit vom Ziel entfernt sei. Sie appelliert ihrerseits an die Politik, so schnell wie möglich Konsequenzen aus den Studienergebnissen zu ziehen und die notwendigen Massnahmen zu treffen.
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