Seit Mai dieses Jahres hat die Schweiz einen Trockenheitsmonitor. Weshalb braucht es ein solches Frühwarnsystem? Wer leidet hierzulande unter der Trockenheit? Und was beinhaltet der Monitor? Neun Fragen und Antworten zu Sinn und Zweck dieses Frühwarnsystems.
moneta: Der Klimawandel verändert die Niederschläge und macht sie unberechenbarer. Wie erleben Sie als Bauer die Veränderungen?
Konrad Langhart Als ich vor Jahrzehnten den elterlichen Betrieb übernahm, waren wir überhaupt nicht eingerichtet für Bewässerung, es war auch nicht nötig. Jetzt, im Jahr 2025, geht es bei manchen Kulturen nicht mehr ohne.
Welche Pflanzen leiden besonders unter Trockenheit?
Zum Beispiel Kartoffeln. Das Zürcher Weinland, wo sich unser Betrieb befindet, ist eine eher trockene Gegend. Die jährlichen Niederschläge sind insgesamt wohl nicht weniger geworden, aber sie sind sehr ungünstig verteilt. Das ist eine der grossen Veränderungen, mit denen wir umgehen müssen.
Wie lief es dieses Jahr?
Das Wetter war lange gut. Dann kam die erste trocken-heisse Phase. Wenn wir da die Kartoffeln nicht hätten bewässern können, wären sie früh abgestorben. Wir können das Wasser dem Grundwasser entnehmen.
Sind die Wasserentnahmen reguliert?
Ja, streng sogar. Wir sind in einem Bewässerungsverein organisiert, der vom Kanton konzessioniert ist. Wie viel wir wann entnehmen dürfen, ist definiert. Inzwischen muss das Wasser, das wir pumpen dürfen, auf immer mehr Betriebe verteilt werden. Als das verfügbare Wasser in der Vergangenheit einmal sehr knapp wurde, gab es heftige Diskussionen, beinahe schon einen Verteilkampf. In den letzten Jahren ist die Verteilung einigermassen aufgegangen. Es braucht aber noch andere Massnahmen, um auf künftige Trockenzeiten vorbereitet zu sein.
Wie sorgen Sie auf Ihrem Hof vor?
Etwa, indem wir das Wasserspeichervermögen unserer Böden verbessern und konsequent Sorten anbauen, die mit weniger Wasser auskommen. Wir versuchen an jedem möglichen Schräubchen zu drehen, aber es gibt natürlich Grenzen. So sind trockenheitsrobuste Sorten beispielsweise nicht von heute auf morgen gezüchtet.
Sie stellten von konventioneller auf biologische Landwirtschaft und danach auf Demeter um …
Ja, 2017 hatten wir einen immens starken Hagelsturm, eine sogenannte Superzelle, die bei uns alles zusammenschlug, auch die Reben. Ich dachte: «Das ist nicht mehr normal.»
Die Zerstörung führte zur Zäsur?
Mit der Umstellung auf Bio hatten wir bereits vorher angefangen. Aber 2017 verstärkte mein Umdenken. Nicht «nur» wegen des Wassers, sondern überhaupt wegen der Klimaveränderung. Und der ganze Kreislaufgedanke überzeugte mich, auch die regenerative Landwirtschaft, die das Wasserrückhaltevermögen der Böden verbessert. Ich hatte in der Landwirtschaftsschule ja etwas gelernt – mit der Zeit merkte ich, dass vielleicht nicht mehr alles davon stimmte.
Sehen Sie seit der Umstellung Veränderungen bei Ihren Böden und Pflanzen?
Im Zusammenhang mit dem Wasser scheint mir schon, dass die Kulturen bereits mehr aushalten können, wohl weil die Böden resilienter geworden sind. Klar, es kann noch besser werden, die Regeneration dauert seine Zeit. Vielleicht machen wir jetzt vor allem Vorarbeit für die nächste Generation.
Die sich auf noch mehr Unberechenbarkeit einstellen muss.
Das ist so. Als Bauer weiss man: Jedes Jahr ist anders. Aber wenn es immer extremer wird, stossen wir an Grenzen. In Regionen von Frankreich, Italien, Spanien hat es inzwischen zeitweise so wenig Wasser, dass die Kulturen nicht einmal mehr wachsen.
Sie waren langjähriges SVP-Mitglied, kurz sogar Zürcher Kantonalpräsident, und wechselten dann zur Mitte-Partei. Ging die bäuerliche Umstellung Hand in Hand mit einem politischen Gesinnungswandel?
(Lacht) Es ist kein Geheimnis, dass ich früher eher konservativ unterwegs war. Ich habe eine Entwicklung durchgemacht, wenn man dem so sagen will. Im kam zur Einsicht, dass gewisse Sachen nicht mehr so sind wie früher und man also nicht alles gleich machen kann wie einst.
Braucht so ein Seitenwechsel Mut?
Man muss einen gewissen Gegenwind aushalten können. Natürlich steht unser Betrieb unter Beobachtung. Wenn etwas nicht so gut läuft, fühlen sich die Beobachter bestätigt. Es gibt aber auch konventionelle Bauern, die sich sehr für unsere Arbeit interessieren.