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11.06.2025 von Katharina Wehrli

Demokratie stärken, dazu 9 Tipps

Populistische und autoritäre Parteien sind in zahlreichen Ländern auf dem ­Vormarsch. Das macht vielen Menschen Angst, auch in der Schweiz. Viele fragen sich, was sie dagegen tun können. 9 Tipps für alle, die die Demokratie lieben und den gesell­schaftlichen Zusammenhalt stärken wollen. 

Artikel in Thema Demokratie stärken
Illustration: Claudine Etter

1

Position beziehen gegen Hass und Fake News

Unsere eigene Haltung ist das wichtigste Instrument zur Verteidigung demokratischer Werte: Nicht still ­bleiben, wenn Menschen angefeindet oder Fake News verbreitet werden – online und offline. Auch in privaten Gesprächen ist es wichtig, menschenverachtenden Äusserungen zu widersprechen. Denn Einstellungen werden im persönlichen Austausch geprägt. Schweigen wird hingegen oft als Zustimmung interpretiert. 


2

Differenzieren

Schwarz-weisse Denkmuster sind Teil der Rhetorik von populistischen und antidemokratischen Bewegungen. ­Die Stärke der Demokratie liegt in ihrer Fähigkeit, Kompro­misse zwischen unterschiedlichen Positionen zu finden und Lösungen für oft komplexe wirtschaftliche und soziale Probleme zu erarbeiten.


3

Unabhängigen Lokaljournalismus unterstützen

Lokale Medien fördern den Dialog zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und sorgen ­dafür, dass Entscheidungsträgerinnen und -träger im Interesse der Gemeinschaft handeln. Studien belegen, dass die blosse Anwesenheit von Lokaljournalismus die Korruption senkt und die Wahlbeteiligung erhöht.


4

Sich über Politik informieren und darüber reden

Je mehr Menschen sich für Politik interessieren, sich informieren und mit anderen darüber reden – in der Familie, bei der Arbeit, im Freundeskreis –, desto mehr wächst die Bereitschaft, aktiv an demokratischen Prozessen teilzunehmen. Ohne interessierte und aktive Bürgerinnen und Bürger keine lebendige Demokratie!


5

Sichtbar sein

Populistische, antidemokratische Kräfte behaupten oft, sie würden «das Volk» oder «den wahren Volkswillen» vertreten – obwohl ihre Positionen meist nur von einer Minderheit der Bevölkerung geteilt werden. Je sicht­barer alle anderen sind, desto weniger lässt sich diese ­Behauptung aufrechterhalten. Sichtbar sein bedeutet beispielsweise: wählen und abstimmen, politische Vorstösse unterschreiben oder demonstrieren.


6

Wählen und abstimmen

Wahlen und Abstimmungen bieten die Möglichkeit, die politische Richtung des Landes, des Kantons oder der Gemeinde mitzubestimmen. Mit den Instrumenten der direkten Demokratie können wir neue Ideen vorantreiben oder ungewünschte politische Sachentscheide blockieren. Natürlich können wir nur davon profitieren, wenn wir sie nutzen, vor allem in Zeiten, in denen die Demokratie herausgefordert wird.


7

Einer Partei beitreten

Die Mitgliedschaft in einer politischen Partei ermöglicht, Ideen in die politische Diskussion einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. In der Regel erfolgt der Einstieg in die Politik auf kommunaler Ebene: Ortsparteien bieten die Möglichkeit, mitzumachen und Politik selbst in die Hand zu nehmen und das Lebensumfeld mitzugestalten. Ähnliches gilt für Vereine und Regionalgruppen von Non-Profit-Organisationen.


8

Die Vergangenheit kennen

Viele demokratische Errungenschaften sind das Ergebnis langer Auseinandersetzungen. In der jüngeren ­Geschichte Europas mussten die Menschen in vielen Ländern die verheerenden Folgen der Politik autoritärer Regierungen erleiden, die sich der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht haben. Gedenkfeiern, Veranstaltungen und Geschichtsunterricht tragen dazu bei, dass die Folgen autoritärer, menschenverachtender Politik nicht vergessen gehen. 


9

Zuversichtlich bleiben

Die Menge der Krisen kann das Vertrauen in die Zukunft untergraben und ein Gefühl der Ohnmacht vermitteln. Positive Veränderungen sind jedoch immer möglich und treten manchmal unerwartet ein. Sich zu engagieren und aktiv zu sein, ist das beste Mittel gegen Angst und Resi­gnation.


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