Kunst und Geld

Von den Rekordpreisen im globalen Kunsthandel über die prekären Arbeitsbedingungen der Kunstschaffenden
bis zum gemeinschaftlichen Besitz eines Picassos.
Illustration: Claudine Etter

Moneta #3-2020
Editorial

Markt der Extreme

Auf dem globalen Kunstmarkt jagt ein Verkaufsrekord den anderen: Aktueller Spitzen­reiter ist «Salvator Mundi», ein Gemälde, datiert um 1500, das teilweise Leonardo da Vinci zugeschrieben wird. Das Ölbild zeigt Christus als «Erlöser der Welt» und wurde 2017 von einem Auktionshaus für 450 Millionen US-Dollar nach Abu Dhabi verkauft. Solch absurd hohe Verkaufspreise beschränken sich aber nicht auf die alten Meister: Auch Werke des Impressionismus und der klassischen Moderne – und seit neuerem auch der Ge­genwartskunst – ­können für zwei- oder gar dreistellige Mil­lionenbeträge die Hand wechseln. Aber warum sind einzelne Kunstwerke heute derart teuer? Antworten sucht Martin Bieri in seinem Streifzug durch die Kunstgeschichte. Er schildert, wie der Kunsthandel bereits in der Renaissance seltsame Blüten trieb und warum er sich zu einer globalen Industrie mit Höchstpreisen entwickelt hat.
Ganzes Editorial anzeigenWeniger anzeigen

Auf der anderen Seite des Marktes, bei den Künstlerinnen und Künstlern, zeigt sich ein ganz anderes Bild: Wie das Gespräch von Roland Fischer mit drei Kunstschaffenden aus ­verschiedenen Generationen verdeutlicht, ist es kaum möglich, von Kunst zu leben. Abgesehen von einzelnen Stars halten sich die Kunstschaffenden mit Nebenjobs über Wasser. Den Gründen für die prekären Arbeitsbedingungen geht Esther Banz nach. Sie zeigt auf, wie der Spekulations­gedanke – die Wette darauf, dass ein Kunstwerk im Lauf der Zeit eine Wertsteigerung erfahren wird – die Kunstwelt durchdringt und die Arbeitsverhältnisse prägt.

Dass Kunst teuer ist, bedeutet natürlich auch, dass ihr Besitz ein Privileg von Begüterten ist. In jüngster Zeit sind jedoch verschiedene Initiativen entstanden, die Kunstbesitz auch fürs schmale Budget ermöglichen: So hat beispielsweise die welsche Online-Plattform Qoqa ihren Kundinnen und Kunden angeboten, gemeinsam einen Picasso zu kaufen – mit Anteilscheinen zu je 50 Franken. 25 000 Menschen haben an der Aktion teilgenommen. Führen solch innovative Projekte zu einer Demokratisierung des Kunstmarktes? Antworten auf diese Frage sucht Muriel Raemy in ihrem Artikel «Picasso für alle».

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.

Katharina Wehrli 
Redaktionsleiterin moneta
Artikel zum Thema

Picasso für alle

Gewagte Projekte mischen den Kunstmarkt auf und machen Kunst für das kleine Budget erschwinglicher. Aber führen ein Kunstsupermarkt, die Miteigentümerschaft an einem ­Picasso oder Tokens zu ­einer Demokratisierung der Kunst und des Kunstmarktes? 

23.09.2020 von Muriel Raemy

Kunst ist, von der Kunst zu leben

Wie findet man als Künstlerin oder Künstler in der Schweiz ein Auskommen? Drei Kunstschaffende aus unterschiedlichen Generationen geben Auskunft über die Vereinbarkeit von Kunst und Familie, Brotjobs, staatliche Förderung, «Business»-Kurse an Hochschulen und die Schwierigkeit, den objektiven Wert einer künstlerischen Arbeit zu bestimmen.

23.09.2020 von Roland Fischer

Langer Weg zur sozialen Sicherheit

Die Einkommensschere in der bildenden Kunst ist riesig: Den vereinzelten Superstars steht das Gros der wenig Verdienenden gegenüber, deren Arbeitsbedingungen oft prekär sind. Grund dafür ist unter anderem der Spekulationsgedanke, der die Kunstwelt durchdringt und ge­regelte Honorare verhindert. Jetzt ist Besserung in Sicht.

23.09.2020 von Esther Banz

Der Gegenwert der Gegenwart

Warum ist Kunst so teuer? Und wie wurde der Kunsthandel vom ver­schwiegenen Hinter­zimmergeschäft zur globalen Industrie? Ein Blick in die Kunstgeschichte zeigt: Die Kunst braucht das Geld. Und umgekehrt.

23.09.2020 von Martin Bieri

Zollbefreite Kunstaufbewahrung: Ein giftiges Geschäftsmodell

Kunstwerke sind durch die Instabilität der Finanzmärkte vermehrt zu Anlageobjekten geworden. Sie eignen sich auch ausgezeichnet zur Geldwäscherei und Steuerhinterziehung – denn kein Markt ist so schlecht reguliert wie der Kunstmarkt.

23.09.2020 von Esther Banz
Artikel nur online

Versteckt, geschreddert, ästhetisiert

Die (zeitgenössische) Kunst hasst und liebt nichts mehr als das Spiel mit dem Geld. Eine subjektive Auswahl von Werken aus den letzten 100 Jahren zeigt die schwierige, aber auch inspirierende Beziehung von Kunst und dem Mammon auf.

23.09.2020 von Roland Fischer
Artikel nur online

«Wie beeinflusst der Preis den Wert einer Sache?»

Was tun, wenn es einem zuwider ist, der eigenen Kunst ­einen ­monetären Wert anzuheften und die Leute doch immer wieder nach dem Preis fragen? Claudia Nicolussi und ihr Partner ­fanden eine ebenso simple wie provo­kante Lösung.

23.09.2020 von Roland Fischer

Liebe, Hingabe und eine sterbende Baumart


Beitrag der ABS

Für die Profi-Blockflöten, die Meyers im Toggenburg in Handarbeit erschaffen, benötigen sie uraltes, langsam gewachsenes Buchsbaumholz. Aber die Bäume sind ­wegen eines Schädlingsbefalls vom Aussterben bedroht.

23.09.2020 von Esther Banz

Die ABS in Aufbruchstimmung: Wechsel und Weichenstellungen in der Geschäftsleitung


Beitrag der ABS

Martin Rohner, der bisherige Geschäftsleitungs­vorsitzende der ABS, hat die Bank per Ende Juni verlassen. Gemeinsam mit der verbleibenden Geschäftsleitung hat der Verwaltungsrat der ABS nun die Weichen für das Leitungsgremium ­grundlegend neu gestellt.

23.09.2020 von Katrin Wohlwend

«Meine Vision ist, dass wir ‹die› Bank sind für nachhaltige KMU»


Beitrag der ABS

Seit Anfang Juni ist Nicole Bardet Mitglied der Geschäfts­leitung und verantwortet den Bereich Finanzieren ­zu­sammen mit Tanja Reuter-Schmid. Im Interview erklärt sie, ­welche Schwerpunkte sie künftig setzen will.

23.09.2020 von Katharina Wehrli

Er bewarb sich zu spät – er war kein Banker – er war keine Frau


Beitrag der ABS

Ende Juni hat Martin Rohner nach acht­einhalb Jahren als Vorsitzender der Geschäftsleitung die ABS verlassen, um die operative Leitung eines weltweiten Netzwerkes werteorientierter Banken zu übernehmen.
Eine Würdigung von Anita Wymann, Präsidentin des Verwaltungsrates der ABS.

23.09.2020 von Anita Wymann

Gestärkt in die Zukunft:
Drei neue Mitglieder im Verwaltungsrat der ABS


Beitrag der ABS

Die Generalversammlung der ABS hat im Mai 2020 drei neue Mitglieder in den Verwaltungsrat gewählt: Das Gremium ­erhält Verstärkung von Valérie Clapasson, Véronique Gigon und Christoph Birkholz.

23.09.2020 von Barbara Bohr & Muriel Raemy